Am Fraunhofer-Zentrum HTL stehen bereits wesentliche Bausteine für die integrierte, computergestützte Materialentwicklung zur Verfügung (vgl. Raether, F.; Seifert, G.: Integrated Computational Ceramics Engineering - an Approach to Radically Reduce Time-to-Market). Konzepte zur Multiskalen-Simulation sind für alle drei der oben genannte Beziehungen verfügbar. Zur Frage, wie das Herstellverfahren die Struktur beeinflusst (Beziehung 1), werden Modelle auf unterschiedlichen Skalen genutzt: Auf der Mikroskala werden z.B. die Gefügeentwicklung beim Sintern in Abhängigkeit von den Prozessparametern, z.B. der Temperatur-Zeit-Kurve simuliert, und daraus Erkenntnisse über die Bedingungen für größtmögliche Homogenität der Keramik abgeleitet (vgl. Raether, F.; Seifert, G.: Modeling Inherently Homogeneous Sintering Processes; Raether, F.; Seifert, G.; Ziebold, H.: Simulation of Sintering across Scales ). Auf der Makroskala stehen FE-Modelle für Entbinderung und Sintern zur Verfügung, die strikt auf präzisen In-situ-Messdaten aus dem Wärmeprozess beruhen. Mit diesen Modellen wird der jeweilige Thermoprozess am Computer so optimiert, dass die Bauteile zuverlässig und rissfrei die gewünschte Endform und -dichte bei minimalem Zeit- und Energieaufwand erreichen. Für Beziehung 2 steht eine speziell für Keramiken entwickelte Mikrostruktur-Eigenschafts-Simulation (vgl. Müller, Th.; Raether, F.: 3D modelling of ceramic composites and simulation of their electrical, thermal and elastic properties, Computational materials science) zur Verfügung, die inzwischen auch auf die Vorhersage der Materialeigenschaften von keramischen Faserverbundwerkstoffen (CMC) erweitert wurde. Zu Beziehung 3, der computergestützten Bewertung von Anwendungseigenschaften, werden am HTL die gemessenen Strukturen von Oberflächen- oder Volumendefekten mit Hilfe von FE-Analysen auf ihre Auswirkungen hinsichtlich der Bruchwahrscheinlichkeit bewertet.